Hilla Rebay

Sensation aus New York

Nach dreimonatiger Pause wird das Teninger HILLA-VON-REBAY-HAUS heute neu eröffnet.
Viele rollen auf der vielbefahrenen Straße durch Teningen daran vorbei und wissen nicht, dass es einst von kosmopolitischem Flair umgeben war: das dreigeschossige Gründerzeithaus nahe der Elz beherbergt das Hilla-von-Rebay-Haus. Heute wird es neu eröffnet. Hier lebten seit 1919 die Eltern der Künstlerin Hilla von Rebay, die mit Solomon Guggenheim befreundet und maßgeblich am Bau des New Yorker Guggenheim-Museums beteiligt war. Hilla war bereits 29 Jahre alt und lebte in Berlin, als ihre Eltern, der General Franz Josef Rebay von Ehrenwiesen und seine Frau Antonie, nach Stationen in Straßburg, Freiburg, Köln und Gotha das Haus in Teningen kauften. Sie selbst kam immer wieder zu längeren Besuchen hierher und brachte manchmal illustren Besuch, wie die Guggenheims oder den Maler Rudolf Bauer, mit. Seit 2003 gibt es die Ausstellungsräume im ehemaligen Wohnhaus der Familie, nachdem zuvor eine Projektgruppe der Teninger Theodor-Frank-Realschule auf Initiative zweier Lehrerinnenmit begeisterter Recherche das Leben der Künstlerin aus dem Vergessen geholt hatte. Der seit drei Jahren bestehende Förderverein hat das Haus dank vieler Spenden in mühsamer Eigenarbeit hergerichtet, für Räume und laufende Kosten kommt die Gemeinde auf. Während des Bilderrahmens erzählen die beiden neuen Vorsitzenden, Christina Beck-Nägele und Bernd Müller, stolz von der kostbaren Fracht, die sie diese Woche erwarten. „Auf Initiative Konstanze von-Rebays, der Großnichte Hillas, hat uns die Rebay Foundation des Guggenheim Museums von sich aus angeboten, acht Bilder Hilla-von-Rebays als Leihgabe für ein Jahr zu Verfügung zu stellen – und kommt sogar für die Frachtkosten von 8000 Euro auf“, erzählt Christina Beck-Nägele. „Es ist eine absolute Sensation, wir freuen uns sehr auf die neuen Bilder aus New York“, sagt Bernd Müller. Das künstlerische Ausstellungszentrum liegt im zweiten Stock, der früheren Wohnung der Familie. „Nach der Umgestaltung gibt es keine Stellwände mehr, sondern die Kunstwerke werden großzügig an den Wänden präsentiert“, erläutert Müller. Da sind die feingliedrigen und detailverliebten Collagen Hilla von Rebays zu sehen, unter anderem ihr Geiger, der in einem Ballsaal die festlich gekleidete 20er-Jahre-Gesellschaft mit Salonmusik unterhält. Porträts, ein Schwerpunkt in Hilla-von-Rebays Schaffen, werden ebenso ausgestellt wie ihre gegenstandslosen Aquarelle. -Nachtblaue Satinpumps mit Silberschnalle. Als Besucher geht man über die knarrenden Holzdielen und atmet die Atmosphäre von Räumen, in denen die Künstlerin sich aufgehalten hat, während man die zarten Einzelheiten ihrer Collagen bestaunt. Verstärkt wird der persönliche Charakter noch in den Räumen im ersten Stock, der einstigen Chauffeurswohnung, die nun in die Ausstellung einbezogen wird. Neben Lithographien sind Alltagsgegenstände zu sehen: Ein gedrechselter altweißer Holzsessel ist dekoriert mit nachtblauen Satinpumps mit Silberschnalle, einem Handtäschchen und einem Regenschirm. „Hilla-von-Rebay hat diese Dinge Teningern geschenkt“, erklärt Bernd Müller. Angesichts der mondänen Pumps kann man sich vorstellen, dass die quirlige, weltgewandte Hilla im ländlichen Teningen der 20er Jahre der Star gewesen sein muss. Das Treppenhaus gibt mit wirkungsvollen weißen Lettern einen Einblick in Hillas Vernetzung mit der Kunstwelt. Herwarth Waldens avantgardistische Zeitschrift „Der Sturm“, für den Hilla Cover gestaltet hat, ist hier ebenso zu sehen wie ihr Museum für Non-objektive Painting, das sie in Manhattan gegründet hat. „Wir möchten, dass dieses Haus lebt“, erklärt Bernd Müller und ergänzt: „Neben der Nutzung durch die Volkshochschule möchten wir auch Ausstellungen anderer Künstler zeigen.“ Der Förderverein stehe erst am Anfang mit diesem europaweit einzigen Rebay-Museum. WIEDERERÖFFNUNG des Rebay-Hauses, Emmendinger Str. 11, Teningen, am Sonntag, 18. Oktober, 14 Uhr. Info: www.hilla-rebay.de. Geöffnet sonntags 14 bis 17 Uhr, Führungen auf Anfrage. Eintritt frei, Spenden erwünscht.